Oh, mein Gott. Die Erde geht auf. Mann ist die schön.

Das waren die Worte von Astronaut William Anders, der in der Apollo 8 nach einer Mondumrundung aus dem Schatten des Mondes herausflog und als Erster die Erde, unseren Lebensraum als Ganzes aus dem All gesehen hat. Er war vollkommen überwältigt und realisierte, dass er nur einen Schwarz-Weiß-Film in der Kamera hatte. Hektisch bat er seine Kameraden um einen Farbfilm und diese fragten immer wieder, ob er das Bild auch wirklich im Kasten hatte.

 

Die Autorin Maja Göpel hatte ich in einem Fernseh-Interview gesehen, wurde bei ihren Ausführungen sehr neugierig auf ihr Werk und habe es sofort gekauft. Sie erläutert anhand vieler Beispiele  allgemeinverständlich wissenschaftliche Zusammenhänge. Sie stellt heraus, dass nicht nur der Klimawandel, sondern auch das exponentielle Wirtschaftswachstum und die wachsende soziale Ungleichheit die selben Ursachen haben. Vereinfacht ausgedrückt ist es die Wachstumsökonomie, die ausschließlich der Profitmaximierung dient. Bei der Berechnung des Profits werden die von der Natur bereitgestellten Mittel außer Acht gelassen. Dass die Rechnung »Wenn die Wirtschaft wächst, profitieren alle davon, auch die Armen.« nicht aufgeht, wird dargelegt. Frau Göpel ist Expertin für Nachhaltigkeitswissenschaft und Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU).

 

Besonders gefallen hat mir an dem Buch, dass Frau Göpel das Buch nicht mit Diagrammen gespickt hat, sondern durch geschickte Fragen zum Mitdenken anregt. Hier ein paar Auszüge aus dem Buch, die unglaublich erscheinen.

 

Unsere heutige Welt unterscheidet sich fundamental von der Welt vor 250 Jahren. Wir haben aber vergessen, unsere Denkmuster auf ihre Gegenwarts-Tauglichkeit zu prüfen. Alle Ökonomen weltweit haben bis heute nur eine Ideologie, die sie unseren unwissenden Politikern als die einzig richtige predigen, das Wachstum. Die Staaten haben sich schon lange der Verantwortung entzogen, die schädigenden Nebenwirkungen für die Allgemeinheit durch Gesetze auszugleichen. Sie haben alle Verantwortung durch Privatisierung abgegeben, weil der Markt das beste Ergebnis liefert. Das galt noch vor der Industrialisierung, als es noch eine Kreislaufwirtschaft ohne finanzstarke Großkonzerne gab.

 

»Die Welt ist mit drei existenziellen Krisen konfrontiert: Die Klimakrise, die Ungleichheitskrise und eine Krise der Demokratie. Und dennoch geben uns die etablierten Wege, wie wir ökonomischen Fortschritt messen, nicht den leisesten Hinweis darauf, dass wir ein Problem haben könnten.« Zitat von Joseph Stiglitz, Ökonom., S. 74

 

Bereits 1987 gab es Menschen, die davon ausgingen, dass die Natur zu 100 Prozent durch technische Lösungen ersetzt werden kann. 1987 bekam der US-amerikanische Ökonom Robert Solow den Nobelpreis für sein Wachstumskonzept, das auch die völlige Substituierbarkeit von Naturkapital einschloss, S. 47f.

 

Ideen, die als Geo-Engineering bezeichnet werden, sind von der Realisierbarkeit einmal abgesehen völlig abstrus, wie zum Beispiel riesige Spiegel im Weltall auszuklappen, einen Vulkanausbruch in der Atmosphäre zu simulieren oder Berge zu zermahlen, S. 110.

 

Im März 2018 erhält die amerikanische Patentbehörde den Antrag für eine sehr kleine Roboterbiene, die sich selbständig über eine landwirtschaftliche Nutzfläche bewegen und das Bestäuben der Blüten erledigen kann. Der Erfolg der Bestäubung wird sensorisch ermittelt und dem Netzwerk mitgeteilt, damit eine Blüte nicht zweimal angeflogen wird, S.37.

 

Eine interessante Überlegung: Wir wissen vor der Geburt nicht, in welche Situation wir hineingeboren werden, mit welcher Hautfarbe, mit welchem Geschlecht, in welchem Land, in welche Familie usw. Wir könnten als Tochter von Bill Gates oder des ärmsten Bauern in Bangladesh geboren werde. Weil es unglaublich viele Arme gibt, ist es wahrscheinlicher, arm geboren zu werden.

 

Wie würden Sie die Welt einrichten wollen, wenn Sie nicht wissen, welche Position Sie in ihr einnehmen werden?

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0