Wir hatten noch keine Vorstellung, wie wir Maschinen das Lügen beibringen können.

 

Der Roman ist ein Gedankenexperiment, in dem die Wechselwirkungen zwischen KI-Wesen und den Menschen betrachtet werden. Der Ich-Erzähler Charlie Friend verdient sich mit Wertpapiergeschäften ein bescheidenes Einkommen um zu überleben. Er lebt in einer kleinen Wohnung im Londoner Stadtteil Clapham. Über ihm wohnt die Studentin Miranda, in die er sehr verliebt ist. Von der Erbschaft seiner Mutter schafft sich im Jahre 1982 einen der ersten zwölf männlichen Androiden an. Es gibt insgesamt zwölf »Adams« und dreizehn »Eves«. Diese Wesen können vom Besitzer in ihren Eigenschaften vielfältig angepasst werden. Er programmiert Adam nur zur Hälfte und überlässt den Rest seiner Freundin Miranda. Als Adam sich bei Miranda aufhält, hört Charlie Sex-Geräusche und ist fassungslos. Miranda bezeichnet Adam als Vibrator, dem man keine Bedeutung beimessen muss. Als aber Adam erklärt, dass er sich in Miranda verliebt hat, ist schon das erste Dilemma da. Es wird noch öfter Dissonanzen geben, denn Adam denkt und handelt so, wie es sein elektronisches Gehirn gelernt hat. Er sorgt dafür, dass Miranda wegen einer Falschaussage ins Gefängnis muss. Damit läuft sie Gefahr, eine intensiv gewünschte Adoption des misshandelten Mark zunichte zu machen. Weil sie den Vergewaltiger ihrer innigen Freundin Mariam bestrafen wollte, hat sie sich selbst als Opfer dargestellt. Mariam hat sich das Leben genommen. Miranda hat ein Treffen mit Gorringe, dem Vergewaltiger inszeniert, bei dem es auch zum Sex gekommen ist. Sie hat ihn danach der eigenen Vergewaltigung bezichtigt. Die Beweise waren eindeutig und er kommt ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung fürchten Charlie, Miranda und Adam, dass er Miranda etwas antun könnte.

 Es gibt noch weitere anfänglich nicht durchschaubare Verwicklungen. Die eigentliche Quintessenz der Handlung ergibt sich für mich erst auf den letzten Seiten. Hier werden die wahren Dimensionen im Zwiespalt zwischen künstlicher und echter Intelligenz dargestellt. Eine große Anzahl Androiden begeht ohne einen Hinweis Selbstmord. Die anderen werden zur Inspektion zurückgerufen. Charlie erschlägt Adam mit einem Hammer.

 Der Autor spannt einen weiten Bogen um die Entwicklung der Maschinen-Mensch-Beziehung. An manchen Stellen habe ich mich gefragt, ob sie nur geschrieben wurden, um dem Buch mehr Seiten zu verleihen. Als Leser habe ich erwartet, dass die Hauptpersonen Adam und seine Pendants sind.

 Ian McEwan brilliert mit seinem breit gestreuten Wissen und hat einen beeindruckenden Schreibstil, der mir manchmal etwas überzogen daher kommt. Es ist mir anfänglich schwer gefallen, einen Zugang zu finden. Je mehr ich gelesen hatte, desto neugieriger wurde ich auf die weiteren Entwicklungen. Es ist ein Buch, dass zum Nachdenken verpflichtet, denn die Jüngeren unter uns werden solche Geschöpfe vielleicht noch kennenlernen.

 Die Leistungen des menschlichen Gehirns sind keinen Restriktionen unterworfen. Deshalb wird es niemals etwas Vergleichbares geben, das künstlich geschaffen wurde. Eine Gehirntransplantation wäre die einzig vorstellbare Alternative.

 

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