Nichts bedeutet irgendetwas. Deshalb lohnt es sich nicht irgendetwas zu tun.

Mit dieser Feststellung packt der Schüler Pierre Anthon seine Schulsachen und verlässt den Unterricht der Klasse 7 A. Er zieht in einen Pflaumenbaum um, wirft mit Pflaumen oder spuckt Kerne nach den Kindern seiner Klasse. Außerdem ruft er ihnen von hier oben seine eigenwilligen Gedanken zu.

 

Hier einige Aussagen von Pierre Anthon:

 

»Das Beste, was wir für die Zukunft der Erde tun können, ist sterben.« S. 74

 

 

»Was riecht, ist die Verdorbenheit. Aber was verdirbt, ist dabei, Teil von etwas Neuem zu werden. Und das Neue, das entsteht, riecht gut.« S. 92

 

»Dreizehn. Vierzehn. Erwachsen. Tod.« S. 124

 

Halten die MitschülerInnen ihn anfangs noch für durchgeknallt, entsteht mehr und mehr Abneigung und Hass. Sie bewerfen Pierre Anthon mit Steinen. Janne Teller hat mit diesem Roman eine psychologische Studie der Verhaltensweisen von jungen Menschen skizziert, die alle Variationen der Entscheidungen und Handlungen charakterisiert. Eine Gruppe, die einmal beginnt, eine Strategie zu verfolgen, ist irgendwann gefangen in den eigenen Zielsetzungen.

 

Um Pierre Anthon vom Unrecht seiner Thesen zu überzeugen, beschließen die Kinder, ihm einen »Berg der Bedeutung« zu präsentieren. Auf der verzweifelten Suche nach Bedeutung wird ein Berg aus kuriosen Gegenständen angehäuft, wie einem Hamster, einer Schlange in Formalin, ein Sarg mit dem zweijährigen Bruder eines Mädchens oder ein abgetrennter Hundekopf. Sogar der Verlust der Unschuld der dreizehnjährigen Sofie wird zum Teil des Bedeutungsberges. Da die Kinder nicht selbst auswählen, was ihnen viel bedeutet, sondern die Entscheidung von den anderen getroffen wird, eskalieren die Auswahlen von Mal zu Mal.

 

Der Bedeutungsberg erlangt am Ende eine weltweite Berühmtheit und ein großes Museum in New York wollte den Berg für dreieinhalb Millionen kaufen. Der ganze Ort sonnt sich mittlerweile in der weltweiten Aufmerksamkeit. Jetzt formuliert Pierre Anthon den entscheidenden Satz: »Spätestens, als ihr den Berg verkauft habt, hat er für euch die Bedeutung verloren.« Diese Frage stellt sich allerdings schon viel früher. Hätten die Gegenstände auf dem Berg wirklich eine Bedeutung gehabt, wären sie sicher nicht so leicht hergegeben worden.

 

Das Streben nach Anerkennung gehört zu den wichtigsten Antrieben der Menschen. Selbst partielle Teilhabe ist besser, als keine Bedeutung zu erlangen.

 

»Und etwas hieß nicht irgendetwas, sondern jemand.« S. 111

 

Mich erinnert das Verhalten der Teenager sehr stark an das krampfhafte Bemühen vieler Jugendlicher, als Youtuber, Influencer, Blogger, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Es erinnert auch an Spielkasino-Mentalität. Immer wieder wird auf den großen Gewinn gehofft, doch am Ende gewinnt immer die Bank. Das Leben schreibt seine eigenen Regeln.

 

Die entscheidende Frage, was denn im Leben wirklich Bedeutung hat, wurde nicht beantwortet. Meiner Meinung gilt sie immer nur für bestimmte Zeitabschnitte und ist individuell unterschiedlich.

 

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