Paradise Garden

Rezension

 

Paradise Garden ist kein Sehnsuchtsort, auf den man sich gerne zurückziehen möchte, um glückliche oder ruhige Momente zu erleben. Es ist ein Eisbecher. Der größte in dem Eiscafé. Schon der Titel verrät die Fantasie und Vielseitigkeit der Autorin.

 

Die Geschichte beginnt mit einer Beerdigung. Billies Mutter ist gestorben. Die vierzehnjährige Billie lebte mit ihrer Mutter in einem Hochhaus für sozial schwache Bewohner unter ärmlichsten Bedingungen, die schon nach wenigen Seiten zu Tränen rühren. Billies Mutter sorgte mit ihrem Stolz und Improvisation für ein erträgliches Leben, obwohl der Monat immer länger als das Einkommen war. Das wenige Geld verdiente sie sich mit Putzen und Kellnern. Ihr Leben war geprägt von Sparsamkeit und Entbehrungen. Als kurz nach dem zweiten Weltkrieg Geborener fühlte ich mich sofort an meine eigene Kindheit erinnert und konnte alle gelesenen Details bestätigen. Billie hatte im Haus die zwei Freunde Ahmed und Luna. Das Überflussleben lernte sie bei ihrer wohlhabenden Freundin Lea kennen. Nachdem sie mit Ihrer Mutter dort eingeladen war, beschlossen Sie, die Familie auch einzuladen. Durch Zufall erfuhr sie, wie sich die Gäste nach der Einladung darüber lustig gemacht haben. Als ihre kranke Großmutter aus Ungarn zu Ihnen zieht und Billies Zimmer für sich in Anspruch nimmt, gerät ihr Leben ins Wanken. Sie will weg. Ihren Vater suchen. Sie hatten ein Auto, das sie wegen des teuren Benzins fast nie nutzten. Auf dem immer nur Nissan genannten Auto hat Billies Mutter ihr Fahren beigebracht.

 

Mit ihren vierzehn Jahren bricht sie mit dem Nissan, der zeitweilig ihr Wohnobjekt war, auf. Erst am Ende des Buches erfährt Billie, dass es über ihren Vater verschiedene Wahrheiten gibt.

Mir hat das Buch wegen der kreativen Sprache und vielfältigen Ideen sehr gut gefallen und ich hatte Mühe, mein Lesen zu unterbrechen. Ein vierzehnjähriges mutiges Mädchen bestimmt die Handlung des Romans mit Einfallsreichtum, Verzweiflung und zielorientiertem Handeln.

 

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Verbot und Verzicht

Rezension Verbot und Verzicht von Philip Lepenies

 

„Government is not the solution of our problem. Government is the Problem.”

 

„Staatliche Maßnahmen sind eine unnötige Einmischung in das Leben der Menschen.“

 

Zitate von Ronald Reagan in seiner Antrittsrede bei der Inauguration am 20.01.1981

 

Wir erleben zurzeit große Einschränkungen in unserer Lebensführung. Verbote sollen Versäumnisse ausgleichen, der Ukraine-Krieg mit seinen drastischen Energiepreis-Steigerungen mahnen zum Verzicht  bzw. machen ihn notwendig. Im Sinne der gerechten Verteilung der Lasten ist die Politik gefordert, im Auftrag der Allgemeinheit zu handeln.

 

Philip Lepenies geht in seinem Buch der Frage nach, was darf eine Regierung dem Volk zumuten. Ausgehend von frühzeitlichen Ökonomen, die die Marktwirtschaft für das alleinige Instrument zur Bedürfnisbefriedigung der Menschen angesehen haben, der Konsument ohne Einschränkungen seine Kaufentscheidungen realisieren soll. Was und so viel er will. Auch das Recht auf ungehinderte Ansammlung von Reichtum wurde gefordert. Das Streben nach Glück, wie es in der amerikanischen Verfassung verankert ist, meint nicht das Glück des Einzelnen, sondern das der Allgemeinheit.

 

Verbunden mit dem Anspruch der Regulierung von Angebot und Nachfrage durch den Markt wird erwartet, dass nur so die richtigen Produkte zum richtigen Preis den Konsum-Souverän erreichen. Dagegen steht eine Urangst vor dem Sozialismus. Dass eine Grundversorgung der Bevölkerung immer gewährleistet sein sollte, wird missachtet.

 

Verbunden mit den frühzeitlichen Vorstellungen hat der Neoliberalismus den Theorien noch einmal zusätzlichen Auftrieb verliehen. Dass zu einem funktionierenden Markt neben einer ausreichenden Zahl von Nachfragern auch eine größere Zahl von Anbietern gehört, wird in vielen Fällen ad absurdum geführt. Es werden beim Konsumgebaren Vergleiche mit Aristokraten aufgezeigt oder das Bestreben von Konsumenten, innerhalb ihres Standes den Anschluss zu erreichen bzw. nicht zu verlieren. Vielschichtige sehr gut erklärte Zusammenhänge mit einer ausführlichen Quellenangabe haben das Buch für mich sehr lesenswert gemacht.

 

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Kannst du eben mit anfassen?

So beginnt eine Lebensgeschichte aus der Sicht zweier Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Da trifft die siebzehnjährige Sally auf die ältere Liss. Sally ist aus einer Klinik geflüchtet und Liss ist eine Bäuerin, die Birnen und Wein anbaut und mit ihrem Anhänger im Schlamm stecken geblieben ist. Liss bietet Sally an, auf ihrem Bauernhof zu übernachten. Beide tragen eine Geschichte mit sich herum, die sie voreinander verbergen. Dieses wortarme Zusammenleben macht es zugleich leicht und schwer. Wie eine Zwiebel werden die Charaktere Schicht für Schicht entblättert und öffnen sich fortschreitend dem Leser. Was anfangs eine unbedeutende sorgsam auf Distanz gehaltene Beziehung war und durch ein Missverständnis fast zerrissen wurde, lässt die kontinuierlich gewachsene Zuneigung langsam erkennen. Am Ende erfährt sie einen Höhepunkt, als Liss einen Suizidversuch macht. Am Schluss erfahren wir auch mehr über die Vergangenheit. Die beiden Frauen finden nicht nur zueinander, sondern auch zu sich selbst.

Das Buch ist für mich eine phantasievolle tiefgreifende Charakterdarstellung. Besonders gefallen hat mir die lyrische Schreibweise.

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Was ist im Leben wichtiger? Zu lieben oder geliebt zu werden?

 

Shoko wird von einem Freund gebeten, ein Gedicht für die Zeitschrift "Jägerfreund" zu schreiben. Sie verfasst das kritische Gedicht "Jagdgewehr", das, obwohl es in einer solchen Zeitschrift unpassend ist, veröffentlicht wird. Völlig unerwartet bekommt sie Antwort von einem Josuke Misugi, der behauptet, die im Gedicht beschriebene Person zu sein.

 
Mit dieser Antwort erhält sie mehrere Briefe, die von einem Ehebruch handeln, die aus verschiedenen Perspektiven von unterschiedlichen Personen betrachtet werden. Es handelt sich dabei um Abschiedsbriefe, die Herr Misugi erhalten hat.

 

Ihre Mutter, die sich das Leben genommen hatte, übergab Shoko  vor ihrem Selbstmord ein Tagebuch mit der Bitte, es zu verbrennen. In der Hoffnung, mehr über ihren Vater zu erfahren, hat sie es versteckt und dann heimlich in der Nacht gelesen.

 
Das Buch beschreibt in ruhigen Tönen die aus einer verbotenen Liebesbeziehung bei den beteiligten Personen entstehenden Gefühlsverwirrungen. Die extrem lyrischen Formulierungen ziehen den Leser in die hintergründigen Verhältnisse und malen ausdrucksstarke Bilder von Situationen, die fast an Traumbilder erinnern.

 
Und immer wieder keimt die Frage auf, die ein Schulmädchen in einer Schulübung mit der Frage "Ist es wichtiger zu lieben, als geliebt zu werden?", als einzige in der Klasse mit "Es ist wichtiger, zu lieben", beantwortet hat. Diese Frage wird den Leser bestimmt noch länger beschäftigen. Die geschilderten Details liefern Anhaltspunkte, die Lösung obliegt jedoch dem Leser.

 
Eine besondere Lese-Empfehlung!

 

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Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen

 

»Der Himmel ist dazu da, damit du dein Leben auf Erden verstehst.«, S. 43

Eddie ist Mechaniker in einem Vergnügungspark am Ruby Pier, verantwortlich für Wartung und Sicherheit der Fahrgeschäfte. Obwohl er sowohl sein Leben als auch die Arbeit als bedeutungslos empfindet, führt er seinen Job äußerst gewissenhaft aus.
Nach dem Tod seiner über alles geliebten Frau Marguerite vereinsamt er zusehends und hadert mit dem Leben. Ausgerechnet an seinem 83. Geburtstag kommt er bei einem Unglück ums Leben, als eine Gondel herabstürzt und er versucht, ein fünfjähriges Mädchen zu retten. Das Leben im Himmel ist völlig anders, als Eddie es sich vorgestellt hatte. Er trifft dort auf fünf Personen, die in seinem Leben durch sein Einwirken eine besondere Rolle gespielt haben. Er erlebt diese Personen in spezifischen Situationen und er begreift nach und nach, sein Leben ist untrennbar verbunden mit anderen. Er begreift,

»Dass wir alle miteinander verbunden sind. Dass man ein Leben ebenso wenig getrennt von einem anderen betrachten kann wie eine Brise vom Wind.« (Seite 57)

Er leidet unter der Sinnlosigkeit des Krieges, den er als junger Mann erleben musste.

»In diesem Augenblick kam ihm der ganze Krieg hoch wie Galle. Ihm war schlecht von der Gefangenschaft und dem Morden, schlecht von dem Blut und dem Schleim, die an seinen Schläfen trockneten, schlecht von den Bomben und dem Brennen und der Sinnlosigkeit des Ganzen.«, (Seite 95).

Immer wieder führen ihn die Personen, die er trifft, in Situationen, die ihm den Zusammenhang zwischen seinem Handeln und dem Tod anderer Menschen verdeutlichen. Die Lektionen, die er im Himmel erhält, wären nützlicher zu Lebzeiten gewesen. Er begreift die Bedeutung seines Lebens, das er erst jetzt kennenlernt. Erst bei der letzten Begegnung erfährt Eddie, dass er bei seinem Unfall das fünfjährige Mädchen gerettet hat. Es ist ein Ausgleich für die Schuld, die er auf sich geladen hat.

»Verlorene Liebe ist immer noch Liebe, Eddie. Sie nimmt eine andere Form an, das ist alles.«,»Das Leben hat ein Ende, die Liebe nicht.« (Seite 196), erklärt ihm am Schluss seine geliebte Marguerite.

Besonders gut gefallen hat mir das intelligente und kreative Verweben der einzelnen Handlungsstränge.

Auch wenn diese Geschichte erfunden ist, hinterlässt sie einen tiefen Eindruck beim Leser und eine nachhaltige Einsicht.

Das Buch hat mich so berührt und gefangen, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen wollte.

 

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Und was würdest du tun, wenn Alles auf dem Spiel steht?


 

»Wenn jeder eines jeden Feind ist …dann ist kein Platz für Fleiß und Ackerbau ... keine Wissenschaft, keine Zeitrechnung, keine Künste, keine Literatur, keine Gesellschaft. Und was das Schlimmste ist: Es herrscht stetige Furcht und die Gefahr eines gewaltsamen Todes. Das Leben des Menschen ist einsam, armselig, garstig, brutal und kurz.«, Zitat von Thomas Hobbes, Philosoph

 

 In seinem gesellschaftsphilosophischen Roman beschreibt John Ironmanger, dass die Menschen zu mehr fähig sind, als man erwartet.

 

 Im kleinen Fischerort St. Piran wird ein halb ertrunkener nackter Mann am Strand gefunden und gerettet. Dann strandet ein riesiger Finnwal. Joe Haak, der nackte Mann, koordiniert unter den dreihundertsieben Bewohnern eine beispiellose Rettungsaktion. Der Wal kommt im letzten Moment frei. Joe, der nach einem Sprung ins Meer abgetrieben wurde, ist überzeugt, dass dieser Wal ihn im hilflosen Zustand an Land gebracht hat. Nach der Rettungsaktion wird Joe von allen als Held betrachtet.

 

Joe ist Mathematiker und hat seine Arbeit bei einem großen Finanzinvestor verloren. Seine Aufgabe war es, eine Software zu entwickeln, mit der Vorhersagen über die Aktienkurse gemacht werden können. Cassie, das Programm hat dazu alle weltweit verfügbaren Pressemitteilungen analysiert und die komplexen internationalen Abhängigkeiten, verknüpft mit völlig verschiedenen politischen Systemen, ermittelt. In der Software wurden sogar menschliche Verhaltensweisen wie Egoismus einprogrammiert und auch ein Kollaps sollte vorhergesagt werden können.

 

Während seines Aufenthaltes in St. Piran ist Joe Haak sicher, dass der Kollaps aufgrund einer Grippepandemie bevorsteht. Er entschließt sich, sein gesamtes Vermögen in Nahrungsmittel zu investieren und für alle Dorfbewohner im Kirchturm zu stapeln. Und dann passiert es tatsächlich. Es gibt keine Nahrungsmittelversorgung mehr, Strom und Wasser stehen nicht zur Verfügung. Das Dorf übersteht die Zeit bis zur Wiedererlangung des Normalzustandes und lädt noch die Einwohner des Nachbarortes zu einer großen Weihnachtsfeier mit Essen für alle ein. In dieser Zeit strandet der Wal erneut in St. Piran. Er wurde offensichtlich von Fischern auf Nahrungssuche angeschossen und hat sich mit letzter Kraft hierher geschleppt. Er starb am Strand und wurde zur willkommenen Mahlzeit. Ist er absichtlich hierher geschwommen, wo er einst gerettet wurde? Die vielen unterschiedlichen Charaktere werden brillant beschrieben, es gibt die üblichen erotischen Verwicklungen, Joe ist ein gutaussehende Mann mit einem teuren Sportwagen und löst mit seiner Präsenz die langweilige Gewöhnung an die immerwährenden Wiederholungen des eintönigen Lebens aus der Lethargie. Er verlässt mit einer Segelyacht und der senegalesischen Krankenschwester Aminata, die eine brillante Sängerin und im Bett sehr laut ist, bei Sonnenaufgang den Ort, um Abschiedszeremonien zu vermeiden. Entgegen seines Vorhabens stehen viele Einwohner zur Verabschiedung am Hafen.

 

Dieser Roman besticht durch fortwährende Überraschungen und hat mich förmlich in den Text hineingezogen. Er ist geprägt von einer tiefen Menschlichkeit von der ersten bis zur letzten Seite. Immer wieder wird man zum Nachdenken angeregt, zum großen Teil in tiefgründigen Dialogen. Zwangsläufig zieht man Vergleiche zur Corona-Pandemie. Es gibt den Glauben an die Menschlichkeit in schwerer Zeit zurück. Wer nicht an die Menschlichkeit glauben kann oder will, wird während der Corona-Pandemie eines Besseren belehrt. Der von Ironmonger immer wieder genannte Gesellschaftsphilosoph Hobbes, der eigentlich ein negatives Menschenbild hatte, wird in dem Roman zu recht oder unrecht ad absurdum geführt. Der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau dagegen geht in seinem mehr als 100 Jahre später erschienenen »Contrat social« von einem grundsätzlich positiven Menschenbild aus. Wer von beiden richtig lag, werden wir vermutlich nie erfahren. Eines der besten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe.

 

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Wir hatten noch keine Vorstellung, wie wir Maschinen das Lügen beibringen können.

 

Der Roman ist ein Gedankenexperiment, in dem die Wechselwirkungen zwischen KI-Wesen und den Menschen betrachtet werden. Der Ich-Erzähler Charlie Friend verdient sich mit Wertpapiergeschäften ein bescheidenes Einkommen um zu überleben. Er lebt in einer kleinen Wohnung im Londoner Stadtteil Clapham. Über ihm wohnt die Studentin Miranda, in die er sehr verliebt ist. Von der Erbschaft seiner Mutter schafft sich im Jahre 1982 einen der ersten zwölf männlichen Androiden an. Es gibt insgesamt zwölf »Adams« und dreizehn »Eves«. Diese Wesen können vom Besitzer in ihren Eigenschaften vielfältig angepasst werden. Er programmiert Adam nur zur Hälfte und überlässt den Rest seiner Freundin Miranda. Als Adam sich bei Miranda aufhält, hört Charlie Sex-Geräusche und ist fassungslos. Miranda bezeichnet Adam als Vibrator, dem man keine Bedeutung beimessen muss. Als aber Adam erklärt, dass er sich in Miranda verliebt hat, ist schon das erste Dilemma da. Es wird noch öfter Dissonanzen geben, denn Adam denkt und handelt so, wie es sein elektronisches Gehirn gelernt hat. Er sorgt dafür, dass Miranda wegen einer Falschaussage ins Gefängnis muss. Damit läuft sie Gefahr, eine intensiv gewünschte Adoption des misshandelten Mark zunichte zu machen. Weil sie den Vergewaltiger ihrer innigen Freundin Mariam bestrafen wollte, hat sie sich selbst als Opfer dargestellt. Mariam hat sich das Leben genommen. Miranda hat ein Treffen mit Gorringe, dem Vergewaltiger inszeniert, bei dem es auch zum Sex gekommen ist. Sie hat ihn danach der eigenen Vergewaltigung bezichtigt. Die Beweise waren eindeutig und er kommt ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung fürchten Charlie, Miranda und Adam, dass er Miranda etwas antun könnte.

 Es gibt noch weitere anfänglich nicht durchschaubare Verwicklungen. Die eigentliche Quintessenz der Handlung ergibt sich für mich erst auf den letzten Seiten. Hier werden die wahren Dimensionen im Zwiespalt zwischen künstlicher und echter Intelligenz dargestellt. Eine große Anzahl Androiden begeht ohne einen Hinweis Selbstmord. Die anderen werden zur Inspektion zurückgerufen. Charlie erschlägt Adam mit einem Hammer.

 Der Autor spannt einen weiten Bogen um die Entwicklung der Maschinen-Mensch-Beziehung. An manchen Stellen habe ich mich gefragt, ob sie nur geschrieben wurden, um dem Buch mehr Seiten zu verleihen. Als Leser habe ich erwartet, dass die Hauptpersonen Adam und seine Pendants sind.

 Ian McEwan brilliert mit seinem breit gestreuten Wissen und hat einen beeindruckenden Schreibstil, der mir manchmal etwas überzogen daher kommt. Es ist mir anfänglich schwer gefallen, einen Zugang zu finden. Je mehr ich gelesen hatte, desto neugieriger wurde ich auf die weiteren Entwicklungen. Es ist ein Buch, dass zum Nachdenken verpflichtet, denn die Jüngeren unter uns werden solche Geschöpfe vielleicht noch kennenlernen.

 Die Leistungen des menschlichen Gehirns sind keinen Restriktionen unterworfen. Deshalb wird es niemals etwas Vergleichbares geben, das künstlich geschaffen wurde. Eine Gehirntransplantation wäre die einzig vorstellbare Alternative.

 

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…»na ja, das sind eigentlich gar keine Menschen«

Der neunjährige Bruno lebt in Berlin in einem fünfstöckigen Haus (»wenn man den Keller mitzählte«…»und wenn man die kleine Dachkammer mit den schrägen Fenstern mitrechnete, durch die Bruno ganz Berlin überblicken konnte, wenn er sich auf die Zehenspitzen stellte und am Rahmen festhielt.«

 Nachdem der Furor (Führer) seinen Vater zum Kommandanten befördert hatte, musste Bruno ihm mit seiner Mutter und Gretel, seiner drei Jahre älteren Schwester (»ein hoffnungsloser Fall«) zu seinem neuen Arbeitsplatz folgen. Völlig unglücklich und verständnislos möchte er wieder zurück nach Berlin. In Aus-Wisch (Auschwitz) wimmelt es von Soldaten und es gibt kein Kind, mit dem er sich anfreunden und spielen könnte. Aus seinem Fenster sieht er in großer Entfernung einen Zaun und dahinter viele Baracken. Alle Menschen dahinter tragen einen gestreiften Pyjama und eine gestreifte Mütze.

 

Er macht sich auf den Weg, um das Gelände zu erforschen. Am Zaun angekommen trifft er auf Schmuel der zufällig am gleichen Tag geboren wurde wie Bruno. Im Gegensatz zum gut genährten Bruno ist Schmuel sehr dünn und wird misshandelt. Ein Jahr lang wandert Bruno den langen Weg zum Zaun und die beiden Kinder reden miteinander. Bruno bedauert, dass sie nicht auch zusammen spielen können. Am Ende des Jahres hebt Schmuel ein kleines Stück vom Zaun hoch und sie können hindurchgreifen. »Es war das erste Mal, dass sie sich berührten«, S. 218.

 Bruno möchte unbedingt auf die andere Zaunseite und die zwei Kinder treffen eine folgenschwere Entscheidung. Bruno muss einen ebensolchen Pyjama und die gestreifte Mütze besitzen, um nicht aufzufallen. Schmuel besorgt die Verkleidung. Durch das kleine Loch im Zaun kriecht Bruno bei strömendem Regen durch das zu enge Loch und kommt total durchnässt auf der anderen Seite an. Jetzt müssen sie erst einmal Schmuels Vater suchen, der vor ein paar Tagen spurlos verschwand. Doch nach kurzer Suche werden sie von einem Menschenstrom mitgerissen.

 

Der Roman beschreibt die grausame Zeit des Nationalsozialismus ohne dabei die schrecklichen Einzelheiten aufzuzählen, wie man sie von Auschwitz-Überlebenden hört. Trotzdem ist das Buch packend, weil der Leser mit seinem Wissen in jede Situation mit seiner eigenen Fantasie hineingezogen wird. Der Schreibstil spiegelt das naive Empfinden des neunjährigen Bruno wider, für den alles nur ein großes Abenteuer zu sein scheint. Und noch etwas wird deutlich, was man jeden Tag beobachten kann. Für Bruno sind Kinder einfach nur Kinder. Das Buch habe ich nicht einfach abgelegt. Es ist noch in meinem Kopf.

 

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Oh, mein Gott. Die Erde geht auf. Mann ist die schön.

Das waren die Worte von Astronaut William Anders, der in der Apollo 8 nach einer Mondumrundung aus dem Schatten des Mondes herausflog und als Erster die Erde, unseren Lebensraum als Ganzes aus dem All gesehen hat. Er war vollkommen überwältigt und realisierte, dass er nur einen Schwarz-Weiß-Film in der Kamera hatte. Hektisch bat er seine Kameraden um einen Farbfilm und diese fragten immer wieder, ob er das Bild auch wirklich im Kasten hatte.

 

Die Autorin Maja Göpel hatte ich in einem Fernseh-Interview gesehen, wurde bei ihren Ausführungen sehr neugierig auf ihr Werk und habe es sofort gekauft. Sie erläutert anhand vieler Beispiele  allgemeinverständlich wissenschaftliche Zusammenhänge. Sie stellt heraus, dass nicht nur der Klimawandel, sondern auch das exponentielle Wirtschaftswachstum und die wachsende soziale Ungleichheit die selben Ursachen haben. Vereinfacht ausgedrückt ist es die Wachstumsökonomie, die ausschließlich der Profitmaximierung dient. Bei der Berechnung des Profits werden die von der Natur bereitgestellten Mittel außer Acht gelassen. Dass die Rechnung »Wenn die Wirtschaft wächst, profitieren alle davon, auch die Armen.« nicht aufgeht, wird dargelegt. Frau Göpel ist Expertin für Nachhaltigkeitswissenschaft und Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU).

 

Besonders gefallen hat mir an dem Buch, dass Frau Göpel das Buch nicht mit Diagrammen gespickt hat, sondern durch geschickte Fragen zum Mitdenken anregt. Hier ein paar Auszüge aus dem Buch, die unglaublich erscheinen.

 

Unsere heutige Welt unterscheidet sich fundamental von der Welt vor 250 Jahren. Wir haben aber vergessen, unsere Denkmuster auf ihre Gegenwarts-Tauglichkeit zu prüfen. Alle Ökonomen weltweit haben bis heute nur eine Ideologie, die sie unseren unwissenden Politikern als die einzig richtige predigen, das Wachstum. Die Staaten haben sich schon lange der Verantwortung entzogen, die schädigenden Nebenwirkungen für die Allgemeinheit durch Gesetze auszugleichen. Sie haben alle Verantwortung durch Privatisierung abgegeben, weil der Markt das beste Ergebnis liefert. Das galt noch vor der Industrialisierung, als es noch eine Kreislaufwirtschaft ohne finanzstarke Großkonzerne gab.

 

»Die Welt ist mit drei existenziellen Krisen konfrontiert: Die Klimakrise, die Ungleichheitskrise und eine Krise der Demokratie. Und dennoch geben uns die etablierten Wege, wie wir ökonomischen Fortschritt messen, nicht den leisesten Hinweis darauf, dass wir ein Problem haben könnten.« Zitat von Joseph Stiglitz, Ökonom., S. 74

 

Bereits 1987 gab es Menschen, die davon ausgingen, dass die Natur zu 100 Prozent durch technische Lösungen ersetzt werden kann. 1987 bekam der US-amerikanische Ökonom Robert Solow den Nobelpreis für sein Wachstumskonzept, das auch die völlige Substituierbarkeit von Naturkapital einschloss, S. 47f.

 

Ideen, die als Geo-Engineering bezeichnet werden, sind von der Realisierbarkeit einmal abgesehen völlig abstrus, wie zum Beispiel riesige Spiegel im Weltall auszuklappen, einen Vulkanausbruch in der Atmosphäre zu simulieren oder Berge zu zermahlen, S. 110.

 

Im März 2018 erhält die amerikanische Patentbehörde den Antrag für eine sehr kleine Roboterbiene, die sich selbständig über eine landwirtschaftliche Nutzfläche bewegen und das Bestäuben der Blüten erledigen kann. Der Erfolg der Bestäubung wird sensorisch ermittelt und dem Netzwerk mitgeteilt, damit eine Blüte nicht zweimal angeflogen wird, S.37.

 

Eine interessante Überlegung: Wir wissen vor der Geburt nicht, in welche Situation wir hineingeboren werden, mit welcher Hautfarbe, mit welchem Geschlecht, in welchem Land, in welche Familie usw. Wir könnten als Tochter von Bill Gates oder des ärmsten Bauern in Bangladesh geboren werde. Weil es unglaublich viele Arme gibt, ist es wahrscheinlicher, arm geboren zu werden.

 

Wie würden Sie die Welt einrichten wollen, wenn Sie nicht wissen, welche Position Sie in ihr einnehmen werden?

 

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Nichts bedeutet irgendetwas. Deshalb lohnt es sich nicht irgendetwas zu tun.

Mit dieser Feststellung packt der Schüler Pierre Anthon seine Schulsachen und verlässt den Unterricht der Klasse 7 A. Er zieht in einen Pflaumenbaum um, wirft mit Pflaumen oder spuckt Kerne nach den Kindern seiner Klasse. Außerdem ruft er ihnen von hier oben seine eigenwilligen Gedanken zu.

 

Hier einige Aussagen von Pierre Anthon:

 

»Das Beste, was wir für die Zukunft der Erde tun können, ist sterben.« S. 74

 

 

»Was riecht, ist die Verdorbenheit. Aber was verdirbt, ist dabei, Teil von etwas Neuem zu werden. Und das Neue, das entsteht, riecht gut.« S. 92

 

»Dreizehn. Vierzehn. Erwachsen. Tod.« S. 124

 

Halten die MitschülerInnen ihn anfangs noch für durchgeknallt, entsteht mehr und mehr Abneigung und Hass. Sie bewerfen Pierre Anthon mit Steinen. Janne Teller hat mit diesem Roman eine psychologische Studie der Verhaltensweisen von jungen Menschen skizziert, die alle Variationen der Entscheidungen und Handlungen charakterisiert. Eine Gruppe, die einmal beginnt, eine Strategie zu verfolgen, ist irgendwann gefangen in den eigenen Zielsetzungen.

 

Um Pierre Anthon vom Unrecht seiner Thesen zu überzeugen, beschließen die Kinder, ihm einen »Berg der Bedeutung« zu präsentieren. Auf der verzweifelten Suche nach Bedeutung wird ein Berg aus kuriosen Gegenständen angehäuft, wie einem Hamster, einer Schlange in Formalin, ein Sarg mit dem zweijährigen Bruder eines Mädchens oder ein abgetrennter Hundekopf. Sogar der Verlust der Unschuld der dreizehnjährigen Sofie wird zum Teil des Bedeutungsberges. Da die Kinder nicht selbst auswählen, was ihnen viel bedeutet, sondern die Entscheidung von den anderen getroffen wird, eskalieren die Auswahlen von Mal zu Mal.

 

Der Bedeutungsberg erlangt am Ende eine weltweite Berühmtheit und ein großes Museum in New York wollte den Berg für dreieinhalb Millionen kaufen. Der ganze Ort sonnt sich mittlerweile in der weltweiten Aufmerksamkeit. Jetzt formuliert Pierre Anthon den entscheidenden Satz: »Spätestens, als ihr den Berg verkauft habt, hat er für euch die Bedeutung verloren.« Diese Frage stellt sich allerdings schon viel früher. Hätten die Gegenstände auf dem Berg wirklich eine Bedeutung gehabt, wären sie sicher nicht so leicht hergegeben worden.

 

Das Streben nach Anerkennung gehört zu den wichtigsten Antrieben der Menschen. Selbst partielle Teilhabe ist besser, als keine Bedeutung zu erlangen.

 

»Und etwas hieß nicht irgendetwas, sondern jemand.« S. 111

 

Mich erinnert das Verhalten der Teenager sehr stark an das krampfhafte Bemühen vieler Jugendlicher, als Youtuber, Influencer, Blogger, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Es erinnert auch an Spielkasino-Mentalität. Immer wieder wird auf den großen Gewinn gehofft, doch am Ende gewinnt immer die Bank. Das Leben schreibt seine eigenen Regeln.

 

Die entscheidende Frage, was denn im Leben wirklich Bedeutung hat, wurde nicht beantwortet. Meiner Meinung gilt sie immer nur für bestimmte Zeitabschnitte und ist individuell unterschiedlich.

 

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Ich habe etwas zu sagen

"Ich habe etwas zu sagen", lautet der Titel ihres Gedichtbandes. Und die erst dreizehnjährige Jette Barlag hatte sehr viel zu sagen. Vor mehr als hundert Zuhörern trug sie am 20.03.2019 im Gasthaus "Himmel und Erde" in Wesel zwanzig Gedichte, zum Teil zweisprachig, vor. Es war der Tag ihres dreizehnten Geburtstags.

Schon in der Anmoderation erreichte sie ihr Publikum mit dem ersten Satz, der von einer unerwarteten Professionalität geprägt war: "Wenn es so aussieht, als wäre ich nervös, dann liegt das daran, dass ich nervös bin." Nervosität strahlte Jette aber in keinem Moment aus. Ruhig und akzentuiert mit kleinen Zwischenhinweisen las sie ihre außergewöhnlichen Gedichte. Ihre tiefgreifenden Gedankengänge gepaart mit einer hohen Emotionalität ließen den Zuhörer immer wieder zweifeln, dass das eine Zwölfjährige geschrieben haben soll. Jette greift ungewöhnliche Themen auf und personalisiert zum Beispiel Gefühle oder Verhaltensweisen, was den Inhalt ihrer Gedichte immer wieder mit den Menschen in Verbindung bringt. Sehr anrührend die Gedichte über ihre Brüder, ganz besonders "Titus" und an ihre Eltern. Mit einer stehenden Ovation wurde Jette verabschiedet und musste etliche Gedichtsammlungen signieren.

Eines ihrer Gedichte habe ich angefügt.

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"angerichtet", Herman Koch

Was tun, wenn ein Kompromiss nicht möglich ist, wenn es nur ein Entweder Oder gibt. Darüber diskutieren zwei Paare, deren halbwüchsige Söhne in ein Verbrechen mit tödlichem Ausgang verwickelt sind, in einem Nobelrestaurant. Im Gegensatz zu dem niederländischen Originaltitel "het diner" (Das Abendessen), zeigt der Titel "Angerichtet" in mehrdimensionaler Hinsicht eine Dramatik auf, die damit treffend bezeichnet wird. Ausgangslage des Romans ist die Tötung einer wehrlosen Obdachlosen durch zwei Jugendliche, die Söhne der zwei Paare, die nicht ermittelt werden können. Nur die Eltern wissen durch ein ins Internet gestelltes Video davon, dass es ihre Söhne sind. Ihre Zukunft soll dadurch nicht verbaut werden.
Angerichtet werden die köstlichen Kleinigkeiten des Menüs, präsentiert mit der manchmal verstörenden Poesie der Sterne-Gastronomie. Angerichtet wurde ein schweres Verbrechen und noch immer wird etwas angerichtet in den betroffenen Familien. Als gegen alle Erwartungen ausgerechnet der erfolgreiche Politiker Serge erklärt, von seinen Ämtern zurücktreten zu wollen und damit die Verurteilung der Kinder heraufbeschwört, eskaliert die Situation und mündet in einem weiteren Verbrechen. Serge wird Opfer eines Attentats und schwer verletzt. Er kann seine Botschaft nicht mehr übermitteln.

Der Autor versteht es hervorragend, die menschlichen Abgründe zu beschreiben, zu denen anscheinend ganz normale Menschen fähig sind, wenn sie ihre geplanten Intentionen nicht verwirklichen können. Die Charaktere verlieren im Laufe des Romans zunehmend ihre vermutete Identität und verwandeln sich in Personen, die aus dem Rahmen der Erwartungen fallen. Häppchenweise serviert Herman Koch charakterliche Eigenarten. Er lässt uns subtil hinter die Fassaden blicken, was letztlich zu dem logischen Schluss führen muss, dass die Personen sich nicht wirklich verändert haben, sondern erst jetzt in der selbstgebauten Falle ihre wahre Identität offenbaren.

Eine Spannung, die langsam aufgebaut wird, und den Leser bis zum Schluss im Ungewissen lässt. Der Roman enthält großen Interpretationsspielraum und damit viel Diskussionsgrundlage für Gespräche.

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Duo Quergelesen

Die erfolgreiche und harmonische Zusammenarbeit mit meiner Musikpartnerin Sina Jöhren hat jetzt einen Namen: Duo Quergelesen. Unter diesem Namen veranstalten wir Lesungen, Lese-Shows und unterhalten bei Privat-Feiern mit individuellen Lese-Shows. Die preisgekrönte Querflötistin bereichert mit ihrer einfühlsamen Musik auf hervorragende Weise die literarischen Beiträge.


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Menschsein - Mensch sein

Die Doppel-Premiere der Lese-Show "Menschsein - Menschsein" fand am 18.11.2018 unter Leitung der VHS Wesel im Gasthaus Himmel und Erde in Wesel statt. Zum ersten Mal bestritt das "Duo Quergelesen" den Vormittag. Es hatten sich zwar nur 15 Personen angemeldet, die hatten aber ein nachdenkliches und vergnügtes Frühstück, bei dem die vielen Facetten des Themas nur gestreift werden konnten. Die Mischung aus Gedichten, Kurzgeschichten und Faktenwissen wurde zu einem unterhaltsamen Paket zusammengeschnürt.

Ein Telefonat mit dem berühmten Philosophen Richard David Specht sollte Aufklärung über den Unterschied zwischen Menschen und den anderen Lebewesen bringen. Leider gab es wegen der Vielschichtigkeit des Themas keine eindeutige Definition. Wie die verteilten Smileys dokumentieren, fühlten sich die Gäste gut unterhalten.


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Im Meer schwimmen Krokodile

»Wie findet man einen Ort, an dem man sich weiter entwickeln kann, Enaiat? Woran erkennt man ihn?«

»Daran, dass man nicht mehr weggehen will.«

 

Die authentische Geschichte beschreibt die Flucht eines zehnjährigen Jungen vor den Taliban von Afghanistan bis nach Italien. Über Pakistan, Iran, Türkei und Griechenland erreicht er nach acht Jahren Italien.

 

Enaiat wird eines morgens wach und ist allein auf sich gestellt.

 

Wenn deine Mutter dich beim Einschlafen besonders lange liebkost und von Träumen spricht, davon, dass man immer einen Wunsch vor Augen haben muss, ...wenn sie also damit die Stille füllt, die stets nüchtern und wortkarg war, selbst dann fällt es dir schwer, zu glauben, dass die Worte khoda negahdar Lebewohl bedeuten (S.5 ff).

 

Sprichwort der Taliban: Den Tadschiken Tadschikistan, den Usbeken Usbekistan, den Hazara Goristan. Gor bedeutet Grab.

 

Enaiat ist Hazara. Er erlebt die menschenverachtende Gewalt der Taliban, arbeitet bis zur Erschöpfung, wird verprügelt, auf der Flucht erwischt, zurück gebracht, muss sich das Geld dafür erst verdienen, versucht es erneut, wird wieder erwischt und durchlebt Alles noch einmal, wie einen wiederkehrenden Albtraum und versucht es wieder. Drei Tage und Nächte bewegungsunfähig eingepfercht mit anderen Flüchtlingen in einem doppelten LKW-Boden wird er durch die Türkei gekarrt.

 

»Der Tod kommt einem sehr weit weg vor, auch wenn er gar nicht mehr so weit entfernt ist. Man glaubt, ihn überlisten zu können.«

 

»Aber so ist das nun mal.« Diesen Satz benutzt der Junge öfter. Bei allem Mut und aller Willenskraft immer wieder die Ergebenheit des Schicksals. Die Ergebenheit eines Kindes, dessen Fähigkeiten und Möglichkeiten begrenzt sind.

 

In Italien erlebt Enaiat zum ersten Mal nach acht Jahren Menschlichkeit.

 

»Ich weiß noch, wie ich dachte, dass es enorm gute Menschen gibt.«

 

Als er endlich mit seiner Mutter telefonieren kann, ist der Dialog wortlos.

 

»Nach acht Jahren sprachen wir das erste Mal wieder miteinander und diese tränennassen Seufzer waren alles, was sich Mutter und Sohn nach so langer Zeit sagen konnten.

...und begriff vielleicht zum ersten Mal, dass auch ich noch am Leben war« (S. 218).


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Hass macht nicht nur taub und blind, sondern auch unglaublich dumm

Konrad Lorenz, dessen Buch zum gleichen Zeitpunkt erschien, wie "Grenzen des Wachstums" vom Club of Rom, macht erschreckend deutlich, wie fast 50 Jahre später nicht nur sich nichts an den aufgezählten "Todsünden" verändert, sondern sogar verschlimmert hat. Die rasant wachsende Erdbevölkerung ist für ihn die Basis der meisten anderen Todsünden. Bereits damals identifiziert er einen ausgewachsenen Generationen-Konflikt, beschreibt die Massen-Manipulation durch Politiker und Großkonzerne, deren einzige Religion kommerzieller Nutzen ist. Auf Seite 95 schreibt er: "Noch nie waren so große Menschenmassen auf wenige ethnische Gruppen verteilt, noch nie war Massensuggestion so wirksam, noch nie hatten die Manipulanten eine so gute, auf wissenschaftlichem Experimentieren aufgebaute Werbetechnik, noch nie verfügten sie über so eindringliche Massenmedien, wie heute." Was er nicht wissen konnte, war, dass mit Facebook, Twitter, Google usw. eine exponentielle Verstärkung erfolgen wird. Die Todsünde "Kernwaffen", die in der Lage ist, nicht nur die Spezies Mensch auszurotten, wäre seiner Ansicht nach leicht zu beheben, einfach keine produzieren. Er hat den moralischen und kulturellen Zusammenbruch der Vereinigten Staaten vorhergesagt. Wie es scheint, hatte er Donald Trump schon erwartet. Seine Ausführungen basieren auf Struktureigenschaften und Funktionsstörungen lebender Systeme. Auch Lorenz prangert schon die Verwüstung des natürlichen Lebensraumes an, obwohl die "Klimakatastrophe" noch nicht im Fokus war.

Wer nachlesen möchte, wie wenig Menschen aus nationalem oder ethnischem Interesse alle Anzeichen für das bevorstehende Ende der Menschheit ignorieren, ist mit dem Buch bestens beraten.Wenn sich nicht drastische Verhaltensänderungen Raum brechen, ist es nicht die Frage ob, sondern wann die Menschheit den Planeten Erde verlässt.


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Glücksgefühle

Glücksgefühle mit Zugabe

 

Die beiden Autoren Gabriele Littwin und Rolf Freiberger haben sich am 07.07.2018 im Garten von Galabau Wesser in Wesel vorgenommen, den 19 Besuchern Glücksgefühle zu vermitteln. Das ist Ihnen offensichtlich gut gelungen. Mit einer Vielzahl an Glücksbegriffen und einigen Zitaten haben sie zunächst die vielen Facetten des Glücks dargestellt. Der Tag hätte nicht günstiger sein können, wie die Gäste erfuhren. Es war der siebte Tag im siebten Monat, was doppeltes Glück bedeutete, denn die Sieben gilt in der westlichen Welt als Glückszahl. Außerdem bot der Platz mit seinem »Gartenglück« ein weiteres Glücksgefühl. Das Musikstück »Memories«, in dem es heißt »Berühre mich und du erkennst, was Glücklichsein bedeutet« forderte zu einer kollektiven Berührung auf. Mit einem Vortrag über den Glücksbegriff von Hermann Hesse und einer Beschreibung der leicht übersehenen Glücksempfindungen im täglichen Leben, die Gabriele Littwin in ihrem Gedicht »Glück« zum Ausdruck brachte, waren die Sinne geschärft für die folgenden Texte. Die Geschichte »Die Begegnung« über das große und das kleine Glück machte klar: Das große Glück ist nicht von Dauer.

 

Mit den Gedichten »Traum vom Baum« und »Klang des Lebens« aus der Feder von Rolf Freiberger wurde noch Mal auf das besondere Erleben der Natur und ihrem ständigen Untergang und dem Auferstehen nach dem Winter in neuer Pracht eingegangen.

 

Die Geschichte »Mordanklage« von Rolf Freiberger ließ Schlimmes ahnen und zeigte eine weitere Facette des Glücks auf. Die Zuhörer erfuhren Einiges über die weltweite Glücksstatistik und die Festschreibung des »gottgegebenen Rechts« auf Streben nach Glück in der amerikanischen Verfassung.

 

Nach der Pause wurden die Gäste mit dem eigens für diese Veranstaltung von Gabriele Littwin komponierten Musikstücks »Ein bisschen Glück« verwöhnt, dass sie auf der Gitarre begleitete. Der eingängige Refrain animierte die Zuhörer zum Mitsingen. Danach gab es Wissenswertes über das Küssen. 25 Gramm Schokolade sollen einen leidenschaftlichen Kuss ersetzen können. Die von Rolf Freiberger verfasste philosophische Betrachtung eines Himmelsgeschenkes führte zu spontanem Szenenapplaus.

 

»Der Schatzgräber« von Johann Wolfgang von Goethe setzte die Suche nach Glück in Szene. Es folgte eine Exkursion in die Wahrscheinlichkeit von Glücksspielen. Der Brief »Das Licht der Liebe«, das der 16-jährige Markus an seinen Schutzengel geschrieben hat, eröffnete eine weitere Perspektive.

 

Aus dem Buch Glückskind las Rolf Freiberger eine Passage vor, bevor mit dem Gedicht »Das wäre schön« von Heinz Erhardt sich das Ende der Lese-Show ankündigte. Als dann »Guten Abend, gute Nacht« erklang, sangen beglückte Zuhörer mit. Die Autoren durften sich aber nicht verabschieden. Es wurde gefordert, »Ein bisschen Glück« ein weiteres Mal erklingen zu lassen und alle sangen mit. Auch die beiden Autoren bekamen von den Gästen eine Menge Glücksgefühle zurück.

 


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Alte Sterne verwandeln sich in neue

Was, wenn wir über die letzten Tage unseres Lebens bescheid wüssten? Was reizte uns noch? Ein Fallschirmsprung, das Meer sehen, den Platz des ersten Kusses aufsuchen?

 

Der elfjährige Sam weiß es genau. Er möchte zum Beispiel ein Teenager sein, was er nicht mehr erleben wird, da seine Lebensuhr fast abgelaufen ist. Er erstellt Listen von den Dingen, die ihm jetzt noch wichtig sind und hakt einen Punkt nach dem anderen ab. Und er schreibt alles auf. Er hat viele Fragen, zum Beispiel »Tut Sterben weh?« Er möchte ein berühmter Forscher werden und alle Horrorfilme anschauen, die er nicht sehen darf. Mit seinem Freund Felix, der ebenfalls sterben muss, geht er an die Realisierung der Wünsche. Felix stirbt, bevor alle Ziele erreicht wurden. Sam sieht seinen Vater weinen, was er nicht für möglich gehalten hatte. »Kleine Tränenschneckenspuren liefen ihm übers Gesicht«, Seite 153.

 

Der Tod begleitet den Leser von der ersten bis zur letzten Seite, er verliert jedoch den Schrecken und es zeigt sich, dass man um jeden Tag kämpfen muss, auch wenn das Ende absehbar ist. Berührend, humorvoll, ehrlich und ermutigend.

 


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Glückskind

Rezension "Glückskind"

Ein einsamer verwahrloster alter Mann bringt seinen Müll zum Container. Dort liegt eine Puppe, die er mit seinem Müll gleich zuschütten wird. Plötzlich öffnet die Puppe die Augen und sieht Hans an. Ihre Mutter hatte sie in den Container gelegt.

Hans nimmt das Kind mit zu sich und es beginnt eine Verwandlung, wie es sie noch nie in seinem Leben gegeben hat. Er realisiert, sein Leben hat jetzt wieder einen Sinn. Er entwickelt sich zurück zu dem, der er mal war. Vergessen die Unordnung und Vermüllung. Auch äußerlich ist Hans bald nicht mehr wiederzuerkennen. Was sich als Vorteil erweist. Das Kind, das er Felizia nennt, weil es soviel Glück gehabt hat, konnte durch ihn überleben. Aber auch Hans sieht sich als Glückskind. Nach langen Jahren der tiefen Trostlosigkeit und dem Fehlen jeglicher menschlichen Nähe übernimmt er Verantwortung für Felizia. Doch wie erklärt er anderen, dass er plötzlich einen Säugling hat. Nach und nach muss er sich offenbaren und es beginnt fast ein Wettstreit um das Wohlergehen des kleinen Mädchens. Hans bekommt viel unerwartete Hilfe und seine gestörte Nachbarschaft verwandelt sich in Freundschaft. Panik bricht aus, als die Mutter von Felizia festgenommen wird und behauptet, das Kind in den Container vor Hans´ Haus geworfen zu haben. Da die Polizei kein Kind findet, befragt sie ausgiebig die Mieter. Alles kann auffliegen.

 So langsam reift die Vorstellung, dass diese Situation nicht dauerhaft fortgesetzt werden kann. Felizia wird wissen wollen, wer ihre Mutter ist. Ist frühe Barmherzigkeit und spätes Leiden besser, als frühes Leiden und Vergessen?

 Die Sache eskaliert, als Felizias Mutter wegen Mordes angeklagt wird. Hans kann sich nicht damit abfinden, dass sie für etwas büßen soll, das sie nicht getan hat und nimmt Kontakt zu der Inhaftierten auf. Ein weggeworfenes Kind ist ist der Inhalt des Romans, für mich ist es aber auch ein Buch über Einsamkeit. Über Allem schwebt Hans´  missratene Ehe und der Kontaktverlust zu seinen Kindern, dabei wollte er sie alle nur lieben, hat aber Alles falschgemacht.

Der Roman hat mich so nah an das Kind herangeführt, dass ich förmlich Verantwortung dafür verspürt  und jeden Ausdruck von Freude oder Missstimmung hautnah erlebt habe.

 


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Autorenmesse Eselsohr


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LiterARTur-Frühstück "404"

"Professor Wexler" begrüßt die Besucher von Nele in ihrem Krankenzimmer 404.

27 Besucher wollten am 28. Januar 2018 im Restaurant Art erfahren, wie es Nele geht und waren überrascht, dass ein Roman über ein sterbendes Kind nicht so traurig sein muss, wie vermutet. Die zum Teil witzigen Erlebnisse von Nele konnten von den Besuchern nachvollzogen werden. Die wundervolle Musik von Sina Jöhren versetzte die Gäste in eine angenehme und entspannte Stimmung. Der opulente Applaus war ein schöner Lohn. Weitere Fotos gibt es hier: LiterARTur-Frühstück


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Bundesdeutscher Vorlesetag 2017 in der Otto-Pankok-Schule

Die Möwe Jonathan hat die Zuhörer aufgefordert, mit ihr Flugabenteuer zu erleben. Wie man sieht, haben sie die Bodenhaftung verloren und strotzen vor Bewegungsdrang. Wieviel von der Geschichte in Erinnerung geblieben ist, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass die Kinder einen Heidenspaß hatten (manchmal etwas zu viel).

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Ein Albtraum, aus dem es kein Erwachen gibt

Angèle Lieby wird mit starken Kopfschmerzen in die Notaufnahme des Krankenhauses gebracht und verliert kurz darauf das Bewusstsein. Sie wird in ein künstliches Koma versetzt ("Man lässt mich in die Nacht gleiten", S. 26), aus dem sie nicht mehr aufwacht.

"Ich liege hier eingeschlossen ,wie in einem Sarg, der zugleich mein eigener Körper ist... Ich klopfe gegen die Innenwand meiner Haut, aber Niemand hört mich", S. 29. Da sich keinerlei Lebenszeichen nachweisen ließen, hielt man sie für tot. Was sie dann "erleben" musste, ist unvorstellbar. Sie bekommt alles mit, was mit ihr geschieht, hört die Gespräche und erleidet grausame Qualen, ohne dass sie sich bemerkbar machen kann. Erst als sie vor ihrer weinenden Tochter eine einzelne Träne absondern kann, ändert sich die Situation. Was gut gemeint ist, wird für Angèle zum Martyrium, das sie mit Guantanamo vergleicht. Beschallung mit ihrer Lieblingsmusik rund um die Uhr (S.45). Als sie sich endlich in kleinsten Schritten ins Leben zurückkämpfen kann, muss sie so selbstverständliche Vorgänge, wie das Atmen neu lernen. Es dauert Jahre, bis ihr Leben wieder in der Normalität ankommt. Dieses Buch hat mich nicht mehr losgelassen. Man erfährt u. A. schreckliche Alltags-Wahrheiten aus dem Krankenhausbetrieb.

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Lesung Perspektivwechsel

Heute gab es wieder eine Gelegenheit, der Arbeitsgruppe "Perspektivwechsel" die Zeit mit einer Lesung zu bereichern.

 

Los ging es mit der Vorstellung meines neuen Romans "404", der alle interessiert lauschten. Danach folgten die zwei Satiren, "Mordanklage" und "Sprechblasen". Die Smylies und die freudigen Gesichter spiegeln die angenehme Atmosphäre wider.

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Seid freundlich zu allen Menschen, denn ihr wisst nicht, was sie gerade durchmachen!

Das sind die Zeilen einer sterbenden Mutter an ihre ein- und dreijährigen Kinder.

 

Der Roman »Zwanzig Zeilen Liebe« beschreibt die besondere Arbeit einer Krankenschwester im Hospiz. Im Namen der Sterbenden schreibt sie Briefe an deren Angehörige, Ehepartner, Kinder, Freunde. Es sind keine Abrechnungen, sondern liebevolle Botschaften neben manchen Kleinigkeiten, z. B. die Erklärung der Waschmaschine für den Ehegatten.

 

Um diese Arbeit herum rankt sich eine allmählich verdichtende Geschichte, die berührend und spannend ist. Die Protagonisten wachsen einem ans Herz und sie zeigen die ganze unübertriebene Lebenswirklichkeit mit all ihren Tücken, Träumen, Hoffnungen und Enttäuschungen.

 

Auch dieser Satz hat mich besonders angesprochen, weil er meine eigene Lebenseinstellung widerspiegelt: »Wenn man immer wieder aufsteht, wird man eines Tages dem Grund dafür begegnen, weshalb es wert ist, es immer wieder zu versuchen.«

 

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Perspektivwechsel

Perspektivwechsel, so lautet der Titel der Projektgruppe, für die es eine kleine Adventslesung gab. Perspektivwechsel galt auch für den Lesestoff. Eingestimmt wurde mit einer Adventsgeschichte. Ein Scheintod-Erlebnis ließ den Puls danach höher schlagen. Mit der Satire über moderne Schnäppchenjäger wurden die Lachmuskeln strapaziert. Den Abschluss bildete ein Einblick in die Lebenswirklichkeit von armen Kindern in Sri Lanka mit einer Lesung aus meinem Buch "Anindos 134. Leben". Wie die lachenden Smileys zeigen, scheint es den Zuhörern gefallen zu haben.

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Bundesdeutscher Vorlesetag am 19.11.2016

Am 19.11.2016, dem bundesdeutschen Vorlesetag, habe ich vor Kindern der dritten und vierten Klasse der Otto-Pankok-Schule in Drevenack aus dem Buch "Der kleine Prinz" vorgelesen. Wir alle haben sein wundervolles Lachen gehört und werden es immer wieder hören, wenn wir in den Sternenhimmel schauen.

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Literaturfrühstück im Gasthaus Himmel und Erde

 

 

Am 06.11.2016 haben sich 27 Gäste zu einem literarischen Frühstück über  "Anindos 134. Leben" im Gasthaus Himmel und Erde in Wesel eingefunden. Das Foto zeigt mich mit meinem ehemaligen "Lesekind" Joel, das ich als ehrenamtlicher Lese-Mentor zwei Jahre lang begleitet habe. Mit dem damals achtjährigen Kind mit Leseschwächen habe ich in einem kreativen Prozess die Realisierung eines lang gehegten Traumes verwirklicht, einen Roman geschrieben. Die latente Leidenschaft am Schreiben ließ mich danach nicht mehr los. Inzwischen schreibe ich mein drittes Buch und habe etliche Kurzgeschichten und Gedichte verfasst.

 

Der heute 14-jährige Joel begleitet mich zu Lesungen und liest zusammen mit mir dem Publikum vor. Das zeigt, wie wichtig die Mentoren-Arbeit ist und welche Ergebnisse erreichbar sind, wenn die Schule durch individuelle Förderung von Kindern unterstützt wird. Nicht zuletzt wirkt die Arbeit, wie man sieht, auch in die umgekehrte Richtung. Das Publikum fühlte sich sehr gut unterhalten, obwohl meine angekündigte Musikbegleitung wegen Krankheit kurzfristig absagen musste. So wurde aus der Live-Musik leider nur eine Video-Einspielung, die jedoch einen erkennbaren Eindruck hinterlassen hat.

 

Um die Gäste für den Mangel zu entschädigen, wurden sie gebeten, mir einige Begriffe zu nennen, die sie mit Weihnachten in Verbindung bringen. Ich versprach dann, mit Hilfe der Wörter für sie eine Weihnachtsgeschichte zu schreiben, die inzwischen schon übergeben wurde. Die Vorgabe von Wörtern war auch schon die Grundlage von "Anindos 134. Leben".

 

Fotos: Claudia Böckmann

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Rezension aus Sri Lanka

Soeben erreichte mich eine Rezension der gebürtigen Singhalesin Frau Shopinee. Die Beurteilung meines Buches durch eine "Einheimische" ist mir besonders wichtig, weil nur so etwas über die Authentizität erfahren wird. Was hieraus nicht hervorgehen kann, ist die Tatsache, dass die besondere Liebenswürdigkeit und für westliche Verhältnisse unvorstellbare Zufriedenheit der Menschen auf Sri Lanka der Grund waren, die Geschichte hier zu erzählen. Vielen Dank Frau Shopinee und seien Sie sicher, auf Sri Lanka habe ich die beeindruckendsten Menschen getroffen und erinnere mich auch nach  Jahren noch an jedes Detail.

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Literaturfrühstück Haus Krudenburg

Am 25. September fand die erste Lesung mit meiner Partnerin Sina Jöhren und dem ehemaligen Lesekind Joel statt. Bei einem Literaturfrühstück im Haus Krudenburg in Hünxe konnten sich 20 Zuhörer bei einem umfangreichen Frühstücksbüffet mit klassischer Musik und hautnahen Begegnungen auf Sri Lanka auf eine eindrucksvolle Reise begeben. Der Ehrengast Joel, mein ehemaliges "Lesekind", hat dabei bewiesen, was die Leseförderung bei ihm bewirkt hat. Er hat mit mir zusammen ein Kapitel vorgelesen. Das Publikum stellte durch Diskussionsbeiträge sein Interesse am Land heraus. Ein gelungener Vormittag, der vielleicht etwas nachdenklich gemacht hat.

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Interview mit Leserkanone.de

Auf der Website von Leserkanone.de wurde ein umfangreiches Interview über meine Arbeit, Zielsetzungen und Beweggründe sowie eine erweiterte Vorstellung der Bücher und Pläne veröffentlicht.

 

Link zum Interview

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Ich muss mal telefonieren

Dieses Buch ist jetzt auch als Kindle-Edition bei Amazon zum Preis von 2,99 Euro verfügbar. Informationen im Menü BÜCHER und zwei Leseproben im Download-Bereich.

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Buchempfehlung

"Wer unbedingt Schriftsteller werden will, muss Bücher schreiben, darauf läuft es hinaus." Dieser Satz stammt von Connie Palmen aus dem Buch "Die Gesetze", Diogenes Verlag AG Zürich.

 

Ich bin durch Zufall auf dieses Buch gekommen. Ja, auch Autoren lesen. Das Buch "Die Gesetze" ist ein wundervoller Roman, in dem in einem philosophischen Kontext unkonventionelle Liebesbeziehungen in einer Sprache geschrieben sind, die den Leser permanent am Geschehen teilhaben lassen und immer wieder mit der Präzision und Lebendigkeit der beschriebenen Erlebnisse in Erstaunen versetzen. Ein großer Lesegenuss und eine wortgewaltige Autorin. Das ist Schreibkunst.

 

Unbedingt zu empfehlen.

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Rezension

Was wünscht sich jeder Autor? Gute Rezensionen für seine Werke. Was hasst er? Na klar, schlechte Rezensionen. Was macht er nach einer unbefriedigenden Bewertung seiner geistigen Schöpfung? An sich arbeiten? Davon ausgehen, dass der Rezensent ihn nicht verstanden hat oder schreibt er, wie just Jan Böhmermann ein Schmähgedicht?

 

So hat es Johann Wolfgang von Goethe 1774 getan. Was genau der Anlass war, ist nicht genau bestimmt. Er muss aber sehr verärgert gewesen sein, verlangt er doch den Tod des Übeltäters. Hier seine Beschreibung:

 

Rezensent

 

Da hatt ich einen Kerl zu Gast,

Er war mir eben nicht zur Last;

Ich hatt just mein gewöhnlich Essen,

Hat sich der Kerl pumpsatt gefressen,

Zum Nachtisch, was ich gespeichert hatt'.

Und kaum ist mir der Kerl so satt,

Tut ihn der Teufel zum Nachbar führen,

Über mein Essen zu räsonieren:

"Die Supp hätt können gewürzter sein,

Der Braten brauner, firner der Wein."

Der Tausendsakerment!

Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent.

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Junge Klassik begeistert

"Die haben uns umgehauen. Es war ein Genuss, zuzuhören. Es war eine Glanzleistung"

 

So beschreibt die Jurorin Christina Spellerberg die grandiose Leistung einiger Teilnehmer, zu denen auch Sina Jöhren gehört. Ich bin sehr stolz, dass sie mich zu Lesungen begleitet und die Zuhörer verzaubert. Das sollte man sich nicht entgehen lassen.

 

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Mit 60 Schülern nach Sri Lanka

Auf Einladung der Gesamtschule Hünxe hatte ich Gelegenheit, 60 Schülerinnen und Schüler in die Lebenswelt des achtjährigen Anindo zu entführen. Ich las aus meinem Buch "Anindos 134. Leben" und konnte mit den sehr interessierten Zuhörern vieles diskutieren. Die Kinder der siebten Klasse lauschten mit spannungsvoller Erwartung und es war so ruhig, dass man eine Stecknadel fallen gehört hätte. Alle Achtung und ein großes Kompliment. Es war mir eine außerordentliche Freude, vor diesem Publikum zu lesen. Ein Highlight war das Wiedersehen mit meinem ehemaligen "Lesekind". Joel hat seinen Mitschülern die Widmung aus meinem Buch vorgelesen.

 

Vielen Dank auch an die Initiatoren, Frau Benning-Apel und Frau Schult.

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Lesung im Café Minchen

Gestern hatte ich Gelegenheit, im gemütlichen Café Minchen vor dem literarisch gebildeten Kreis der  "Rotkehlchen" und geladenen Gästen aus meinem Buch "Anindos 134. Leben" zu lesen. Ich stand vor einem gespannt lauschenden Publikum, das mit gezielten Fragen sein Interesse an der vorgetragenen Geschichte bewies. Ich bedanke mich hiermit noch einmal für die Einladung und den herzlichen Empfang.

 

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Autorenkreis im Netzwerk Drevenack

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nicole Krutzinna-Hilger,Thomas Dirk Meyer, Gabriele Littwin, Jan Weffers, Sina Jöhren, Rolf Freiberger

 

Hurra, gestern haben wir eine neue Bleibe im Jugendhaus Damm gefunden. Vielen Dank dafür an Annette Ulland.

 

Damit gründen wir eine neue Netzwerkgruppe "Autoren", die zurzeit aus 6 Personen besteht. Interessierte Schreibfreudige können sich noch zu uns gesellen. Wir sind ein lockerer Kreis ohne Vorstand und Geschäftsordnung mit dem Ziel, sich durch Erfahrungsaustausch gegenseitig zu unterstützen. Wir lesen uns neue Manuskripte vor und besprechen sie.

 

Es ist geplant, einen "Autorentrip" einzuführen, bei dem wir als Gruppe in Cafés oder anderen gastronomischen Betrieben auftreten und abwechselnd kurze Lesungen machen. Die Lesungen werden musikalisch begleitet und sind kostenlos. Der Zeitrahmen ist etwa 1,5 h. Wer Interesse an einer solchen Veranstaltung hat, darf uns gerne kontaktieren.

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Literatur trifft Musik

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unter diesem Motto bieten Sina und ich eine Form der Unterhaltung an, bei der die Musik die Empfindungen für die Lesung bereichert und verstärkt. Wir wenden uns damit an  anspruchsvolle Gäste, die sich für Literatur und Musik interessieren und an dieser Art der Präsentation teilhaben wollen. Sina ist viermalige Preisträgerin beim Wettbewerb "Junge Klassik". Ihre Musik schafft eine wohlige Atmosphäre und öffnet alle Sinne für die Lese-Beiträge. Freuen Sie sich auf ein ganz besonderes Erlebnis.

 

Wir bieten unsere Leistung auch zu privaten Anlässen, wie Silberhochzeit, Runder Geburtstag, Firmenfeier etc. an. Sie können uns auch einzeln buchen. Bei Interesse verwenden Sie bitte das Kontaktformular.

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Wer hätte das gedacht

Manche Autoren fragen sich, worüber sie schreiben sollen. Es will ihnen einfach nichts Spektakuläres einfallen. Dabei muss man nur aufmerksam durch die Welt gehen. Die besten Geschichten kann man sich nicht ausdenken, die schreibt das Leben. Wer hätte gedacht, dass es Jemanden gibt, der alle drei schweren Attentate (Boston, Paris, Brüssel) überlebt hat, obwohl er am Tatort war? Hätte ein Autor sich das ausgedacht, die Kritiker würden ihn zerreißen.

 

Ein Ereignis aus meinem eigenen Leben, die bevorstehende Operation am "Grauen Star", hat mich zur folgenden Geschichte inspiriert.

 

 Der kleinste Vogel der Welt

 

Eine sensationelle Entdeckung! Deutsche Forscher haben den vermutlich kleinsten Singvogel der Welt entdeckt. Er misst nur ein bis zwei Millimeter und hat im Laufe der Evolution seine Flügel und Beine verloren. Beides benötigt er auch nicht mehr, da er ortsfest ist. Ungläubiges Staunen in der Wissenschaft. Wie konnte dieser Vogel so lange unentdeckt bleiben, wo er doch, wie man jetzt weiß, so zahlreich auftritt? Rätselraten auch darüber, wie er sich fortpflanzt. Da er seine Behausung nicht verlässt und auch keine Artgenossen ihn erreichen können, steht man nahezu vor einem Wunder. Die erste Vermutung, es könnte sich um Autogamie (Selbstbefruchtung) handeln, wurde als wenig wahrscheinlich bewertet. Denn es bleibt die Frage, wie verlassen die Nachkommen das Nest und wozu werden sie gebraucht, wenn sie doch keine Geschlechtspartner aufsuchen können. Da bisher auch in allen Nestern nur Einzelexemplare gefunden wurden, wird von einigen Biologen die gewagte Ansicht vertreten, er pflanze sich gar nicht fort. Vermutet wird eher eine durch Viren hervorgerufene Genmutation in einer lebenden Zelle, die bei Befall des Wirts eine völlig neue Lebensform entstehen lässt. Einige reden schon von einer neuen Erklärung der Schöpfungsgeschichte und stellen die Evolutionstheorie von Charles Darwin in Frage.

 

Doch wie konnte sich dieses zwar kleine, aber prachtvolle Vögelchen so lange vor den Blicken der Forscher verbergen? Es trägt ein in allen Spektralfarben leuchtendes Federkleid mit metallischer Ausprägung. Bisher wurde allerdings noch kein Foto dieser Spezies veröffentlicht. Das Zwergvögelchen mit der Bezeichnung Sturnus cataractus hat sich extrem gut getarnt. Da es sich nicht bewegt und keine Organe besitzt, benötigt es so gut wie keine Nahrung. So fällt es beispielsweise nicht durch Stoffwechselprodukte auf. Schon sein Lebensraum verlangt Beachtung. Es hat es sich im menschlichen Auge zwischen Iris und Netzhaut in der Linse bequem gemacht. Angreifer hat es zwar nicht zu befürchten, es möchte aber dennoch unentdeckt bleiben und das gelingt ihm ausgezeichnet. Es sondert ein spezielles Sekret ab, welches die Augenlinse eintrübt. Die ursprünglich brilliante Färbung verliert sich nach einiger Zeit in einem bedeutungslosen Grau. Das Vögelchen wird sozusagen unsichtbar. Um es zu entdecken, muss man die Linse zerstören. Das bedeutet leider auch für das Vögelchen das Aus. Diese besondere Eigenart hat ihm die Trivial-Bezeichnung „Grauer Star“ eingebracht. Viele Menschen werden sich gefragt haben, warum sie von der Linsentrübung heimgesucht wurden und einen großen Teil ihrer Sehfähigkeit eingebüßt haben. Jetzt fanden die Biologen die Antwort darauf. Der kleinste Vogel der Welt will sich vor neugierigen Blicken verstecken. Schade, wo er doch so hübsch ist.

 

                                                                        Rolf Freiberger, März 2016

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Joel

Es macht mich stolz und glücklich, dass ich Joel eine kurze Zeit seines Lebens als Lese-Mentor begleiten durfte. Joel beweist, dass man durch Beharrlichkeit und etwas Unterstützung viel erreichen kann, an das man vielleicht nicht geglaubt hat. Joel war ein fleißiger Schüler. Als ich ihm einmal vorschlug, weil wir soviel Zeit durch Ferien und Urlaub verlieren, uns zweimal die Woche zu treffen, gab er mir die Antwort, die ich nie vergessen werde. "Ich könnte auch drei mal."

Das habe ich ihm dann ausgeredet, denn ein Kind braucht auch Zeit zum Spielen. Heute begleitet Joel mich, und zwar aktiv, zu meinen Lesungen.

Durch die Arbeit mit Joel ist erst die Idee zu meinem Buch "Anindos 134. Leben" entstanden. Das Schreiben ist meine neue Leidenschaft. Ohne Joel wäre es vielleicht nie dazu gekommen.

 

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Endlich fertig mit dem Web

Ich habe fertig. Will heißen, meine Internetseite ist nach vielen Fehlversuchen so strukturiert, wie ich es mir vorgestellt habe. Nach der Umstellung von der freien auf eine Pro-Version hat mich das System mit einer doppelten Bloganzeige genervt. Mit den üblichen Mitteln und der Hilfe ließ sich das Problem leider nicht lösen. Computer und Software haben mich jedoch seit vielen Jahren kreativ gemacht. Auch hier habe ich mal wieder tricksen müssen. Womit erneut bewiesen wäre: Und wenn der Computer es auch immer wieder versucht, der Mensch bleibt der genialere von beiden.

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775 Jahre und jünger, als je zuvor, Wesel

Wesel ist dieses Jahr 775 Jahre alt. Eine Stadt die sich sehr verändert hat, verändern musste und dennoch keine Altersspuren zeigt. Dieses Jubiläum ist ein Grund zum Feiern und Nachdenken.

Der Autorenkreis die "Kopf-Weide" hat sich verpflichtet, kleine Lyrik-Beiträge für das Jahrbuch zu verfassen. Für mich als Nicht-Weseler nicht leicht, aber mir wird sicher noch etwas dazu einfallen. Die Ergebnisse der literarischen Gehirntätigkeit besprechen wir am 07. März 2016.

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Sina

Here comes the sun.

 

Das ist Sina, meine musikalische Bereicherung. Ich freue mich auf unseren ersten gemeinsamen Auftritt.

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Lesungen im neuen Gewand

Ich freue mich, dass meine Lesungen ab jetzt ein zusätzliches Highlight bekommen. Die talentierte Sina Jöhren, die mit ihrer Querflöte schon vier mal beim Wettbewerb  "Junge Klassik" Preise erringen konnte, unterstützt mich und lässt meine Lesungen zu einem kulturellen Ereignis werden.

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