…»na ja, das sind eigentlich gar keine Menschen«

Der neunjährige Bruno lebt in Berlin in einem fünfstöckigen Haus (»wenn man den Keller mitzählte«…»und wenn man die kleine Dachkammer mit den schrägen Fenstern mitrechnete, durch die Bruno ganz Berlin überblicken konnte, wenn er sich auf die Zehenspitzen stellte und am Rahmen festhielt.«

 Nachdem der Furor (Führer) seinen Vater zum Kommandanten befördert hatte, musste Bruno ihm mit seiner Mutter und Gretel, seiner drei Jahre älteren Schwester (»ein hoffnungsloser Fall«) zu seinem neuen Arbeitsplatz folgen. Völlig unglücklich und verständnislos möchte er wieder zurück nach Berlin. In Aus-Wisch (Auschwitz) wimmelt es von Soldaten und es gibt kein Kind, mit dem er sich anfreunden und spielen könnte. Aus seinem Fenster sieht er in großer Entfernung einen Zaun und dahinter viele Baracken. Alle Menschen dahinter tragen einen gestreiften Pyjama und eine gestreifte Mütze.

 

Er macht sich auf den Weg, um das Gelände zu erforschen. Am Zaun angekommen trifft er auf Schmuel der zufällig am gleichen Tag geboren wurde wie Bruno. Im Gegensatz zum gut genährten Bruno ist Schmuel sehr dünn und wird misshandelt. Ein Jahr lang wandert Bruno den langen Weg zum Zaun und die beiden Kinder reden miteinander. Bruno bedauert, dass sie nicht auch zusammen spielen können. Am Ende des Jahres hebt Schmuel ein kleines Stück vom Zaun hoch und sie können hindurchgreifen. »Es war das erste Mal, dass sie sich berührten«, S. 218.

 Bruno möchte unbedingt auf die andere Zaunseite und die zwei Kinder treffen eine folgenschwere Entscheidung. Bruno muss einen ebensolchen Pyjama und die gestreifte Mütze besitzen, um nicht aufzufallen. Schmuel besorgt die Verkleidung. Durch das kleine Loch im Zaun kriecht Bruno bei strömendem Regen durch das zu enge Loch und kommt total durchnässt auf der anderen Seite an. Jetzt müssen sie erst einmal Schmuels Vater suchen, der vor ein paar Tagen spurlos verschwand. Doch nach kurzer Suche werden sie von einem Menschenstrom mitgerissen.

 

Der Roman beschreibt die grausame Zeit des Nationalsozialismus ohne dabei die schrecklichen Einzelheiten aufzuzählen, wie man sie von Auschwitz-Überlebenden hört. Trotzdem ist das Buch packend, weil der Leser mit seinem Wissen in jede Situation mit seiner eigenen Fantasie hineingezogen wird. Der Schreibstil spiegelt das naive Empfinden des neunjährigen Bruno wider, für den alles nur ein großes Abenteuer zu sein scheint. Und noch etwas wird deutlich, was man jeden Tag beobachten kann. Für Bruno sind Kinder einfach nur Kinder. Das Buch habe ich nicht einfach abgelegt. Es ist noch in meinem Kopf.

 

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